Poetry

GERMAN

Solange man vermag zu leben
Veröffentlicht in dem Band „Bibliothek Deutschsprachiger Gedichte“ 2018

Mit Verwunderung betrachtet man Vergangenheit
Und fragt woher man nahm Vergebung und Besonnenheit.
Wie konnte man den Einen dulden, den Andren um Vergebung flehen?
Und jedes Urteil abzuwehren, sich zu bemühen, zu verstehen?
Stets einem neuen Schwert den Rücken kehren,
Um neue Kraft und Hoffnung zu gebären...
Und dann ja überdies zu stutzen und zu ächzen.
Wenn gar Knochenmark, in einem Stoß durchbohrt, beginnt zu krächzen.
Wie der Mund zu einem Lächeln zückt.
Und das Gesicht mit einer Hohngrimasse schmückt.
Man schwört voll Zorn, enttäuscht, nicht wieder zu vergeben.
Nur für sich selbst, ja, ganz allein zu leben!
Und dann. Ein Lächeln von dem altbekannten Fremden.
Eines, das vor Ehrlichkeit vermag zu blenden.
Und wieder traut man. Wieder spürt man Leibesregen.
Und das solange man vermag zu leben.

Jägerin

Bekanntermaßen ist die Frau an allem Schuld,
Dem Raubtier gleich übt sie sich in Geduld
Und hängt dem Beutemanne plötzlich um den Hals;
Sie flüstert Liebesschwüre, schlimmstenfalls.

Unschuld

Wenn die Dummheit eines Kindes dein Gehirn durchströmt
Und all die Logik und Pragmatik höhnt,
Wenn der Zyniker sich schwerverletzt am Boden wältzt,
Weißt Du, dass Du des Kindes Unschuld auch behältst.


Der Adler

Der Leere Geist verschlingt das Chaos
Und scheint die Seele endlich zweifellos,
So breitet majestätisch ein Adler seine Flügel aus,
Erhebt sich sicher in die ferne Sinneswelt hinaus.

Erst schlägt er oft und kräftig, unermüdlich,
Dann gleitet er in Ruhe freilich.
Plötzlich denkt der Adler: Bin ich?
Sind meine Flügel wirklich?
Sogleich zerbersten alle Federn ihm zu Staub.
Tot senkt der Lüfte König sein erstarrtes Haupt.

Der Baum

Kühl haucht der Wind über meine entzündete zarte neue Haut.

Ich bin frei.

Der kühle Hauch wiegt mich durch die Lüfte und ich atme die Luft der Lebenden.

Ich bin hemmungslos. Unverkrampft. Nackt.

Meine Brüder und Schwestern schwirren um mich und stimmen einen  göttlichen Gesang der Ohnmacht an und auch meine Stimme folgt. Unbewusst.

Staubkörner umkreisen mich und als unsere dringliche Fuge ihren Spitzenton erreicht und meine Haut straff über meinem jungen Körper getrocknet ist, wiegt mich der Wind mit einem herrlich klarem Nachtlied in ein schwüles laues Nass.

Samten schmiegt es sich um mich und ich bin durstig. Durstig nach dieser salzigen und schwitzigen Substanz.

Ich lechze. Ich begehre.
Ich bin so durstig.

Ich trinke und trinke und versinke immer tiefer in das sichere warme Heim und über mir rauscht sanft und leise das Nachtlied.

Ich trinke.
Ich saufe.
Ich trinke.

Und mein Bauch schwillt an, quillt auf, wird immer größer.
Er ist gigantisch. Enorm. Gewaltig.

Doch ich kann nicht aufhören zu trinken. Meine neue Haut platzt und endlich bin ich wirklich frei, wirklich nackt, und strecke meine Füße aus, nur um noch mehr zu trinken, zu saufen. Immer tiefer grabe ich meine Zehen.

Von oben herab, wo der Wind eben noch sein Nachtlied erklingen ließ, ertönt ein neuer heiterer und sättiger Klang und mich lüstet es nach ihm, wie es meine Füße noch immer dürstet und ich befreie meine Arme und strecke sie verzweifelt empor.

Ich versuche mich zu befreien.Ich strecke mich und immer lauter wird die füllende Melodie, doch nun wird sie wieder von dem Schlaflied des Windes gedämpft.

Und ja ich bin so müde.
Völlig erschöpft.
Ich schlafe.
Tief. Und Fest.

So fest, dass nur der wiederkehrende  Klang der von mir so dringend verlangten Sinfonie der süßen Freude mich wieder erwecken kann.

Ich strecke mich und nun durchbreche ich die Oberfläche meines trauten Heimes und der Klang umhüllt mich endlich und sättigt mich. Und er lockt mich zu sich empor um mir nur noch mehr saftige Noten zu schenken. 

Ich erstrecke meine Arme weiter und breiter. Um  den ganzen Kosmos zu Bedecken und jeden Ton in mir aufzunehmen. Ich spreitze meine Finger und jedes Haar saugt an der süßen Melodie. In mir treffen sich das Salz der Erde und die zuckersüße Polyphonie der Sonne. 


Ich bin das vergängliche Bündnis von Himmel, Erde und Leben.



ENGLISH


Poem of Hope

Since drifting into conscious life
Have you ever lost the lust to strive?
Have you ever just let go of all that once was "I"
Leaving all that was the core of you to wilt and die?

Oh! That is dissolving into healing nothingness,
Emerging from the shell that made one less,
Letting lust for life itself unfold,
Giving in to "Id" desires being uncontrolled.

Though short-lived is childlike purity and ancient wisdom
Passing as the universe implodes and turns into a single prism,
Connecting art and bourgeoisie, rhyming morals, giving way to reasonable belief,
Charming fears, humming formulas and turning malice into grief…

Thus, life is hoping for the best, knowing you might fail.
It´s looking at mendacious lips and cheating eyes lifting up their painted veil.
It´s giving love and trust to those called enemies.
It´s welcoming mistakes as future victories.

Diving into thorough depths - you´ll rise into high altitudes.
In company - you will discover solitude.
In silence - you will learn of what to talk.
Falling - you will learn to walk.

Life is giving up yourself in never-ending vicious circles
Knowing each and every time it would be hurtful.
Yet giving up one hope will empty space for new.
And former selves will be replaced by living, real and breathing you.

Time

A whistling dwells in distant spheres
And rises to a symphony of life.
All the pain of passing years
Surrenders in it´s growing strife.

What once was fair has now dissolved:
Man that once from holy grounds evolved
And gods devoured by the past.
All that bloomed will fade at last.




My Muse 



Where might there be the thinnest silver lining?

The smallest gap between destructions path

To withhold my muse from joyful shining

While my soul is dark with wrath.





A word



A word. The fiercest warriors weapon.
A word. At times in hands of feeble man a venom. 
A word. And God created man and space.
A word. To curse and praise the human race.


Young Soldiers

The blankness of their minds, horrendous
The lethargy of youthful flesh, tremendous.
And yet they calmly rest beneath the ground
Because they fought before in blood they drowned.


Simple Melodies
(song)

What if human creatures carried souls?
And melodies attached to them?
A symphony defining our roles
And fate would dissonant condemn.

O! Children shall produce a heaven´s sound
They would expose us to the carol of the stars
And we shall fly with them and leave the ground,

However, age will rape their song and cover it with scars.

Moreover, think about the children of the war.
How holy tunes forever fade. 
How children´s laughter turns in hatred´s gore
Composing sorrow. Shade by shade.

Adulthood arising dissonance,
The world would drown in faulty tunes.
Murderers and frauds be aggravating resonance
And fill the air with poisoned fumes.

We would learn to hide our music themes
As honesty and truth forever frightens us.
Yet uncontrollably our own tune will saturate our dreams
Never disappearing from ones memories thus.

From time to time, we´d find the bravery to bare our melody
To other souls we love and trust.
And once again we would produce the song of children´s laughter
The fortresses we built around us turning into dust.

We´d look at one another being countless atoms of an ancient star
Giving voice to simple harmonies of life.
Echoing in spheres of distant far.

For evermore forsaking doubt and strife.

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